Cairngorms 2019

Tag 1 – Di. 14. Mai 2019

28km – 380hm

Start am Bahnhof Dunblane. Offizielles Starterfoto aber erst am Doune Castle, wo u.a. viele Szenen von Ritter der Kokosnuss gedreht wurden.

Geplant sind heute 130km nach Kinloch Rannoch, wo ich einen Teil des HTR nachholen will, den ich 2017 ausgelassen habe. Die ersten 25km sind Strecke machen auf Teer, nett zum Einrollen.

Schließlich erreiche ich den Punkt, wo es endlich offroad geht und dann gleich gut steil einen Waldweg hoch. Ich schalte runter, gehe in den Wiegetritt und…krach. Kette? Nee, ein bißchen problematischer. Sitzrohr direkt unter der Umwerferschelle gebrochen. Super-GAU. Andererseits ein Glück, dass das nicht im tiefsten Gelände oder beim Downhill passiert ist, sondern direkt an einem Parkplatz mit Cafe, wo ich mir ein Taxi rufen und mich zurück nach Dunblane bringen lassen kann. Von dort mit dem Zug nach Pitlochry zu Escape-Bikes, wo ich hoffentlich ein brauchbares Bike mieten kann. Das alles verlief natürlich nicht so hopplahopp, aber das beschreibe ich später in der Langfassung.

Trost spendende Helfer bei der weiteren Planung
Leichenfledderei. Pedale, Sattel und Griffe werden vom alten ans neue montiert

Tag 2 – Mi. 15. Mai 2019

117km – 1830hm

My new girl for the next six days: Genesis Tarn 10. Mit Stahlrahmen und Carbon Starrgabel, 27,5×3.0 fetten Schlappen und 2×11 Schaltung. Sehr cool

Von Pitlochry fahre ich auf ruhiger Strecke auf Teer nordwärts, um wieder auf meine geplante Strecke des 2. Tages zu kommen, die ich nach 28km direkt am Einstieg in die Cairngorms erreiche. Und dann……Vorhang auf!

Es folgt ein kurzes Stück Pfad durch’s Moor, was aber aufgrund des trockenen Wetters kein Problem ist und dann entlang Loch an Duin ein genial fahrbarer Singletrail. Die Cairngorms sind ein Nationalpark. Und damit protzen sie auch mächtig. So. Und jetzt kommt wieder eine meiner geplanten Routenabweichungen. Und dazu geht’s erst hoch. Regel Nr 1: wenn du denkst, du bist gleich oben, geht es danach noch höher. Und das mehrfach. Nach 480hm endlich oben auf dem Gipfel (842m). Hier endet der Weg, aber ich muss auf den rechten Gipfel im Bild unten. Ein vager, kaum erkennbarer Trampelpfad führt dorthin über den Gipfel links. Dazu muss ich erst 80hm runter und dann wieder 170hm hoch. Eine fiese, zermürbende Schieberei. Regel Nr 2: wenn du denkst, du hast es gleich hinter dir, wird’s noch schwieriger. Endlich, nach 3km erreiche ich das Ziel der Quälerei, den Minigaig-Pass. Ab jetzt geht’s auf wechselhaftem, meist fahrbaren Singletrail weiter inklusive mehrfachem Hirsche-Verscheuchen.
Ja, das am linken Bildrand ist der Pfad

Der Downhill ins Glen Bruar ist ne harte Nummer, sicherheitshalber steige ich gelegentlich ab. Schließlich bin ich noch über 10km von der nächsten Straße entfernt und offenbar der einzige Mensch weit und breit.

Bei fortgeschrittener Dämmerung erreiche ich ziemlich geschafft den Campingplatz in Blair Atholl. Bis ich das Zelt aufgebaut und geduscht habe ist es kurz vor 11. Jetzt schnell zur Hotelbar, aber als ich dort ankomme, wird grade das Licht ausgemacht. Tagesziel nicht erreicht. Shit.

Tag 3 – Do. 16. Mai 2019

53km – 1210hm

Heute folge ich komplett der Route des Cairngorms-Loop. Mein Ziel ist Glenmore, also eine 95km Tagesstrecke. Sollte kein Problem sein.

Es beginnt steil aufwärts auf Teer, dann Schotterweg, dann Singletrail. Gelegentliches Schieben, aber alles problemlos.

Dann ist ein wenig Pfadsucher- und Schieberei erforderlich bis schließlich ein ziemlich schmaler und ausgetretener Singletrail steil hinab ins Glen Tilt führt. Nach der Querung des Allt Garbh Buidhe geht es auf kniffligem Singletrail aufwärts. Rechts der Bildmitte sieht man den Pfad, den ich runterkam. Der Trail ist schmal und ständig besteht Gefahr, beim Pedalieren an den Felsblöcken hängenzubleiben. Bis ich aus dem Kerbtal rauskomme bin ich sicher 50 mal vom Rad auf- und abgestiegen und habe mich 2 mal abgelegt. Aber dann wird der Trail leichter und fast durchgängig fahrbar.

Nach der Querung des Geldie Burn erreiche ich endlich den breiten Schotterfahrweg Richtung Glen Feshie. Als ich gerade Pause mache kommt ein Biker vorbei mit einem ähnlichen Rad wie meins, nur von Marin. Er heißt Jeremy und zeltet mit seinem Kumpel in der Nähe. Sie machen den regulären Cairngorms-Loop, also nicht wie ich mit diversen Abweichungen. Wir plaudern ein bißchen, er hatte heute zwei Platten (sicher kein Spass mit den fetten Reifen), wundert sich, wie der Rekord beim Loop bei 20 Stunden liegen kann, sie selbst seien schon 6 Tage unterwegs. Ich frage ihn, ob er Jenny Graham kennt, die mit 30 Stunden den weiblichen Loop-Rekord hat und irgendwann fahr ich weiter, denn ich will heute noch mindestens die Ruigh-aiteachain Bothy erreichen.

Aber bereits nach 5km endet der Schotterweg und es geht auf moorigem Singletrail weiter, mit unzähligen Bachquerungen, Waterbars, Bogholes und das alles auf die tiefstehende Sonne zu. Ich komme gefühlt kaum vorwärts, die Bothy ist noch meilenweit entfernt, da stehe ich plötzlich vor den Eidart Falls

Nachdem ich die Brücke überquert habe und mich die tief stehende Sonne mittlerweile so blendet, dass ich den Pfad kaum noch erkenne, entscheide ich, mir einen windgeschützen Platz zum übernachten zu suchen, denn die Bothy erreiche ich vor der Dunkelheit sicher nicht mehr. Der Wind ist scharf und kalt und weit und breit kein Schutz in Sicht…oder doch, was ist das? Das Ding hat zwar nur noch eine halbe Wand durch die der Wind pfeift, aber besser als komplett im Freien und so errichte ich eine Einliegerwohnung. Mittlerweile sind es nur noch 2,5 Grad, in der Nacht wird es 0. Ich habe in Blair Atholl keinen Spiritus gefunden und kann daher keinen Tee kochen, aber da fällt mir ein, dass ich ja einen Flachmann Whisky dabei habe (wieso ist mir das gestern abend nicht eingefallen?). Whisky mit Snickers als Abendessen, dann alles angezogen was ich hab und trotzdem friere ich in der Nacht wie ein Schneider.

Tag 4 – Fr. 17. Mai 2019

64km – 995hm

Tag 5 – Sa. 18. Mai 2019

63km – 816hm

Fortsetzung folgt…………