In einem Loch im Boden…

Tag 4 – Mo. 12. Juni 2017

Contin – Smial

62,5km – 1113hm – 5,5h



Get up, stand up….Mhpf!….Get up, stand up….Wsn?…..Stand up for your rights….Hä, Bob Marley? Frühmorgens in den Highlands? Yoda rappelt sich mit aller Macht, die mit ihm ist, auf und faltet sich aus dem Zelt. Davor steht ein alter Kleinbus und im benachbarten Waschhaus wedelt ein Althippie mit einem Schrubber zu Reggaemusik die Duschen sauber. Aha, das sind also der Campinginhaber und sein Büro. Yo, man. Er kommt zu mir rüber und kassiert für die Übernachtung, ohne Formalitäten, easy.

Wetter: in der Nacht hat es leicht geregnet, für den Rest des Tages wird es heiter bis wolkig und trocken bis 16°.

Plan für heute: langsam angehen lassen, denn mein rechtes Knie zwackt. Der Nachbarort ist Strathpeffer mit seiner in ganz Britannien berüchtigten Strathpuffer-24-Stunden-Rennstrecke (das Rennen findet jährlich im Januar!! statt) und die will ich unbedingt mal ausprobieren. So viel zu Thema langsam.

Strathpeffer gilt mit seinen 1100 Einwohnern allen Ernstes als Kleinstadt und hat alles, was der Bikepacker so braucht, also Bikeshop, Hotelbar und Cafe. Mich interessiert letzteres in Form von The Coffee Shop. Der Wirt ist eindeutig Fan der alten USA, an den Wänden hängen Hollywood-Stummfilmplakate, es laufen amerikanische Schlager der 40er Jahre und nebenan parkt eine Harley. Kaffee und Kuchen sind exzellent, leider gibt’s wieder kein Scottish-Breakfast (sieht schlecht aus bei dieser Tour), aber ein Chicken-Bacon-Baguette und Cheese-Ham-Panini, jeweils mit Salatbeilage, sind auch sehr lecker.

Der Strathpuffer ist eine 9km lange Rundstrecke mit 150hm und liegt auf einem Hügel zwischen Strathpeffer und Contin. Von Strathpeffer aus fahre ich 6km in einem Bogen zum Einstieg am höchstgelegenen Punkt. Es beginnt auf holprigem Singletrail, mit Felsrampen (eine davon voll die steile Schußfahrt), Wurzelpassagen, flowigen und verblockten Bereichen, insgesamt sehr vielseitig und spassig. Ich muß leider doch auf mein Knie achten und kann nicht Vollgas geben. An der tiefsten Stelle steige ich aus, zum einen geht es jetzt sowieso nur noch auf Forststrecke wieder hoch, zum anderen bin ich jetzt ganz nah am Contin-Camping, wo mein Gepäck noch liegt.

Rogie-Falls

Im Contin-Store decke ich mich für die nächsten drei Tage ein und sogar eine Wärmesalbe für mein Knie bekomme ich hier. Dann geht’s wieder auf den HTR, erst mal 10km auf breitem Forstweg durch Wald und an Loch Garve vorbei. Unterwegs lohnt ein kurzer Abstecher zu den Rogie-Falls.

Dann kreuze ich die A835 und hier hatte ich überlegt, eine Variante über die Fish-Road zu fahren, einen Heritage-Path, aber der wird als so nass beschrieben, das ich mir das für heute schenke und weiter auf Forststrasse dem HTR folge. Dann muß ich 1km über die A835 (das ist übrigens die Strecke, die ich 2012 mit dem Bus von Ullapulla nach Inverness gefahren bin) und hier lädt der Inchbae-Lodge-Inn zu einer kleinen Mittagspause mit Pint und Keksen ein.

Im Glen Mòr werde ich zum Entdecker. Auf einer Wanderseite fand ich ein Foto von einer seltsamen Hütte in diesem Tal. Ich habe sie nirgends sonst beschrieben gefunden und weiß nicht genau, wo sie ist. Auf Karten ist sie nirgends verzeichnet und auch der Barmann des Inchbae-Lodge-Inn kannte sie nur vom Hörensagen. Aufgrund der Schleife des Bachs, die auf dem Foto zu sehen war, habe ich eine vage Vermutung, wo sie liegen könnte. Schließlich komme ich an eine Stelle, wo ein Fußpfad Richtung Bach abzweigt. Zu Fuß stapfe ich den entlang, dann durch hohe Grashorste und Gebüsch, schließlich komme ich auf einer offenen Fläche raus, auf die eine breite Zufahrt vom Hauptweg her führt. Und da ist sie. Heureka!

Obwohl ihre Tür eckig ist, kommt mir sofort der Anfang eines der berühmtesten Kinderbücher der Weltliteratur in den Sinn. Wer es noch nicht am Titel dieses Tourkapitels erraten hat, der erkennt es vielleicht an der folgenden Musik.

The Fellowship of the Ring Soundtrack-02-Concerning Hobbits

Slàinte mhath!

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