Downhiller’s delight

Tag 10 – So. 18. Juni 2017

Kinlochewe – Dornie

58km – 977hm – 7h – 17° – 2mm


Nach einen deftigen full-scottish Breakfast im Hotel fahre ich am legendären Whistle-Stop-Cafe vorbei (das übrigens mittlerweile Gorse-Bush-Cafe heißt) in Richtung Torridon Village, entgegengesetzt zu meiner Tour 2012

Whistle-Stop-Cafe

Nach 5km biege ich nach Süden ab, hinein ins Torridon. An einem Parkplatz macht sich gerade eine Mountainbikerin bereit, aber ich bin nicht in der Stimmung für einen Plausch, bin stattdessen völlig in Gedanken an das Bevorstehende, die berüchtigte Achnashellach Descent. Der heilige Gral der Torridon-Biker wird von manchen HTR-Fahrern im Dunkeln bezwungen, sogar mit Starrgabel, aber zahlreiche Clips in Videoportalen haben mir einen Eindruck verschafft, was mich erwartet und ich habe einen Heidenrespekt davor. Das wird definitiv die härteste Nummer dieses Trips.

Loch Coulin kann man westlich eben oder östlich über einen Höhenzug passieren. Der HTR nimmt natürlich diese 70hm mit, was aber mit einem schönen Ausblick belohnt wird.

Loch Coulin

Hinter dem Loch treffen sich die Wege wieder und da sehe ich die Bikerin von eben mehrere 100m vor mir, pah, da hat sich’s eine wohl einfach gemacht. 🙂
Und schon wieder treffe ich auf eine dieser Baustraßen, diesmal offenbar für eine Wasserleitung. Die endet erst kurz vor der Teahouse Bothy, gerade rechtzeitig zum Einstieg in die Gebirgswelt.

Das Ding ist technisch heftig, aber as awesome as expected. Hier und da muss ich mal ’nen Fuss absetzen, kann aber ansonsten alles fahren. Weiter unten kommt eine Stelle, wo mehrere tiefe Stufen hintereinander folgen, das wird mir dann mit meinem Kamelhöcker doch bißchen zu riskant. Zufälligerweise kommt mir genau an dieser Stelle ein Biker schiebend entgegen, so dass ich eine passende Ausrede zum Anhalten und Absteigen habe. Wir plauschen kurz, ich steige am Ende der Stufen wieder in den Sattel und rausche die Abfahrt bis zum Ende. Während ich meinen Sattel wieder hoch mache und mein Gepäck wieder installiere, kommt eine ganze Ladung Downhiller hinter mir den Berg runter. Ganz schön Betrieb hier, aber kein Wunder. Hier ein Video aus dem Netz.

Auf dem Weg nach Strathcarron komme ich in Coulags vorbei, wo ich 2012 mit Pammy ins Torridon startete. Ab hier bis zum Eilean Donan Castle werde ich meiner damaligen Tour rückwärts folgen. Also biege ich von der Hauptstrasse ab und fahre Nebenstrecke, was ich nach 2 Bachdurchfahrten bereue, denn ausser nassen Füssen bringt diese Route nix. Bei dem nächsten, 5 Meter breiten Bach, denke ich noch kurz „Hmm, ob das wohl……“ da rutscht mir mittendrin das Vorderrad weg und ich schlage schon wieder auf’s rechte Knie. Nicht weiter schlimm, aber das einzige, was jetzt noch halbwegs trocken ist, ist mein linker Arm. Immerhin.

Im Strathcarron Hotel mache ich Mittagspause. Das Essen hier hatte ich besser in Erinnerung, heute ist es eher gut bürgerlich, ich nehme Lamm mit Salzkartoffeln und Gemüse. Dazu ein Red cow Ale der lokalen Strathcarron brewery.

Auch draussen, wo ich einst between the hens nächtigte, hat sich einiges verändert.
Chickens gone

Eine vielversprechende Alternative wäre übrigens ein paar 100m weiter das Carron-Restaurant, das ich aber links liegen lasse. Ab Attadale hoch zum Pass am Loch an Iasaich führt jetzt eine Baustrasse, danach folgt der bekannte mäßig gute Weg ins Glen Ling, der heute ne ziemlich nasse Angelegenheit ist.

Auf der anderen Seite des Tales führt ein sichtlich guter Track entlang, auf dieser Seite erwartet mich das Auf-Absteig-Spiel. Warum nicht versuchen, den Bach zu queren und zum Track zu gelangen?

1 Stunde später. 2 Kilometer durch die nasse Pampa gestapft. Keine Furt gefunden. Wieder auf dem alten Pfad.

Glen Ling ist einfach nicht mein Ding.

Das Etappenziel ist es jedoch voll und ganz.

In Dornie gehe ich natürlich erst mal in den Pub The Clachan. Man merkt, dass Dornie ein Touristenhighlight ist, der Pub ist proppenvoll. Irgendwie hab ich immer noch keinen Bock auf Regencamping, daher frage ich im Pub nach nem Zimmer. Hier ist alles belegt, aber man empfiehlt mir ein B&B jenseits der Brücke. Dort entschlamme ich erst mal meine Ausrüstung, Kleidung und mich und fläze mich auf’s Bett. Eigentlich wäre jetzt noch mal Pub angesagt, doch ich bin bißchen lustlos und mach daher erst mal den Fernseher an. Der schottische Spartensender BBC Alba bringt eine Schäferhunde-Competition mit gälischer Moderation. Ich verstehe kein Wort, bin aber völlig fasziniert. Es geht darum, dass ein Hund, meist Border-Collie, eine kleine Gruppe von Schafen dazu bringt einen Parcour entlang zu laufen und sie dann in einen Pferch treibt. Der Schäfer steht abseits an einem festen Platz und gibt nur pfeifende Kommandos von sich. Beispiel gefällig? Es ist bei jedem Teilnehmer mehr oder weniger dasselbe und man kennt ja die Wirkung von Schafen. Nach etwa 10 Durchläufen penne ich ein.

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