Ausrüstung

BIKE
Für meine Routen Into the unknown, Highlandtrail und Cairngorms gelten eigentlich die gleichen Voraussetzungen und Vorbereitungen wie bei einem Alpencross. Ob Fully, Hardtail oder völlig ungefedert, ob schlauchlos oder mit Schlauch, ob Schaltung oder Singlespeed, alles geht, solange es geländetauglich ist. Den HTR550 fahren manche mit vollstrackem Singlespeed (the incredible Xavier Simon) oder sogar mit Mountain-Tandem (und sehr viel Leidensfähigkeit). Nicht zu empfehlen ist ein Trekking-Bike oder Crosser. Auf dem WHW zwischen Fort William und Kinlochleven habe ich ein Trekkingrad mit Panniern überholt. Der hatte sicher keinen Spass, weil an Fahren nicht zu denken war. Und das war eine relativ moderate Piste.
Aber je nach Streckenauswahl kann man offroad natürlich auch mit dem Gravel-Bike fahren. Ein gutes Beispiel dafür ist Markus Stitz‘ Wild-about-Argyll-Route.

Reifen
Vor allem stabil. Am besten mit verstärkter Seitenwand. Je breiter, umso besser, aber gut rollen sollten sie auch. Ich war auf dem HTR mit Conti X-King hinten und Mountain-King vorne (jeweils 2,4er in ProTection-Variante) sehr zufrieden. 2012 fuhr ich Maxxis Advantage vorne und Ardent hinten. In den Cairngorms waren den Spuren nach zu urteilen sehr viele (so wie ich auch) mit 3.0 Breite unterwegs.

Lenker
Der wohl beliebteste Lenker in der angelsächsischen Bikepacking-Welt ist der Jones H-Loop. Der ist zwar nicht style-polizeilich zugelassen, aber ich fahre den täglich an meinem Singlespeed und liebe ihn. Er ist einfach unglaublich vielseitig, sowohl was Griffpositionen als auch Gepäckbefestigung angeht. On One bietet eine China-Kopie zu einem Bruchteil des Preises den Geoff. Ähnlich und sogar noch vielseitiger ist der Surly Moloko, aber der ist erstens häßlicher und zweitens schwerer, weil Stahl.
Diese Lenker haben allerdings ihre Schwächen bei sehr technischen Trails. Dafür bieten sich als interessante Varianten der Sonder Confucius an (den fahre ich seit 2019) oder der ähnliche Sartori Falcon Aero, baugleich auch als „BLB Hobo Loop“ oder „Red Cycling Products Loop“

Schutzbleche
Who cares?


GEPÄCKTASCHEN
2012 war Bikepacking, also mehrtägige Offroad-Touren mit Gepäck schmal am Rad montiert, in Deutschland noch kaum ein Begriff, Taschen mussten entweder in USA oder GB geordert werden. Spätestens seit der Gravel-Welle ist das auch bei uns angekommen, es bieten immer mehr Firmen entsprechende Ausrüstung an und man kann unendlich Zeit damit verbringen sich zu informieren. In der Linksammlung habe ich zu dem Thema einiges zusammengetragen.

Hinten
2012 hatte ich den Sattelstützen-Gepäckträger Delta Megarack Post Haste mit 480gr Gewicht und 12 kg Traglast. Das ist heutzutage natürlich voll oldschool.
2016 bin ich auf das Restrap Carryeverything Sattel-Gepäckholster umgestiegen und 2017 auf den Wildcat Tiger.

Mitte
Um noch mehr Gepäck vom Rucksack auf’s Rad zu verlagern habe ich mir eine Tasche für das Rahmendreieck passgenau anfertigen lassen. Solche Custom-Lösungen bietet zum Beispiel Alpkit an, ich entschied mich für das Slotbag von Burgfyr aus Hamburg. Mittlerweile nähe ich mir die Taschen selber.
Oft werden auch noch Oberrohrtaschen oder Lenker-Foodbags verwendet. Brauchte ich nicht.

Vorne
Wasserdichter Ortlieb-PD350-Packsack 13L am Lenker festgezurrt. Damit die Züge nicht zu belastet werden, und die Rolle nicht zu sehr wippt, hatte ich eine Aluschiene mit Lenkerhalterung und Auflage auf den Bremsgriffen gebastelt.
Auch hierfür gibt es bereits fertige Lösungen, sogenannte Harnesses. Ich habe mittlerweile den Wildcat Lion und beim 26er MTB hatte ich als Rolle den Sea-to-Summit Ultra-Sil eVent Compression DrySack.
Seit ich den Sonder Confucius Lenker habe, kann die Rolle direkt am Lenkerbogen fixiert werden. Da bei einem 29er MTB die Rolle beim Einfedern trotzdem unter Umständen auf dem Rad schleift, setze ich eine möglichst schmale Rolle ein, die Revelate Designs Saltyroll


UNTERKUNFT
Auch das ist ein Riesen Thema. Biwaksack, Tarp, Tarptent, MIDs, Zelt, je nach Geschmack und Abhärtungsgrad. Nach Schottland wurde ich persönlich nicht ohne etwas mit einem geschlossenen Moskitonetz fahren.
Ich habe ein Mountain Hardwear Sprite 1P-Zelt mit 1,4kg. Wird aber nicht mehr hergestellt.

Schlafsack
Ich lehne Daune aus Prinzip ab und für feuchte Verhältnisse ist Kunstfaser eh besser, wenn auch schwerer und voluminöser. Für Ende Mai bis September ist man normalerweise mit einem 3-Jahreszeiten-Schlafsack ausreichend gut gerüstet.
Meine Wahl: Deuter Exosphere +2 (1150gr). Der war aber Mitte Mai 2019 grenzwertig, weil es da teilweise 0 Grad in der Nacht hatte.

Isomatte
Thermarest Prolite Regular (480 gr) und Exped Airpillow Lite (65 gr). Das Kissen ist Luxus, aber ich habe einfach zu wenig Kleidung dabei, die ich unter den Kopf legen könnte.

Kochen
Was für Tüftler: MYOG (Make your own gear), also Selbstbau zBsp eines Spirituskochers aus Getränkedosen.
Ich hab stattdessen ein Caldera-Cone-Set gekauft (142 Gramm). Mittlerweile hab ich einen von Toaks aus Titan (50g inkl.Tassenhalter und Windschutzfolie).
Dazu eine 650ml Titantasse (60g), einen Spork, ein FireSteel (27g) und Spiritus in einer 100ml Joghurt-Faltflasche (Almighurt). That’s all, also absolutes Minimum.
Spiritus darf natürlich nicht mit in den Flieger, der Kocher darf nicht einmal danach riechen. Aber man bekommt ihn in Schottland in vielen Supermärkten und heißt dort methylated spirit oder kurz Meth.

Verpflegung
Riegel, Kekse (ich liebe Hobnobs), Bananen oder Fertignudeln bekommt man in jedem größeren Ort. Auf dem HTR muss man jedoch vorausplanen, da es teilweise mehrere Tage keine Einkaufsmöglichkeit gibt.
Ansonsten habe ich immer darauf geachtet, abends eine Bar zu erreichen. Ist zwar nicht die reine Bikepacking-Lehre, aber da bin ich Pragmatiker (und Genießer). Zum einen ist das Bier so nahrhaft, dass ich oft außer zwei, drei Pint nichts zu essen brauchte, zum anderen hat mich die Aussicht auf ein Belohnungsbier und natürlich Whisky die übelsten Schiebepassagen überstehen lassen.
Das Bier ist natürlich Geschmacksache, aber in den Bars gibt es meist eine Auswahl von mindestens 6 Sorten, bei denen dann auch mindestens ein Importbier, wie Heinecken oder Stella Artois ist. Überregional gibt es vor allem McEwens, aber es werden auch viele regionale Biere angeboten, die häufig nach Bergen benannt sind wie Ben Damph, Black Cuillin, An Teallach oder Schiehallion und dann meist von Hand ins Pintglas gepumpt werden. Ich habe meist Red, Brown oder Dark Ale getrunken. Pale Ale, insbesondere Indian Pale Ale (IPA), war mir lange Zeit zu hopfig, mittlerweile bin ich da voll auf den Geschmack gekommen.

Morgens gab’s wenn möglich das nahrhafte full scottish breakfast und wenn ich abends mal was gegessen habe, dann mehr aus Lust als aus Notwendigkeit. Daher gab es dann auch Leckereien wie Muscheln, Krabben oder Lachs. Und die waren wirklich immer sehr lecker und ansprechend angerichtet. Man kann über die englische Küche sagen was man will, zumindest die schottische, die mir vorgesetzt wurde, ist sehr empfehlenswert. Bei Fish&Chips kommt’s drauf an. Am ersten Abend in Edinburgh habe ich in einem Fish&Chips-Shop ebendiesen in einer aufgeklappten Styropor-Schachtel serviert bekommen, links der fettige Fisch, rechts die dicken, wabbeligen Pommes. Dazu nur eine der üblichen dreizackigen Plastik-Pommesgäbelchen. Und dann stehst du da und fragst dich, wie du das essen sollst. Mit den Fingern? Wahrscheinlich, um Kontinentaleuropäer zu ärgern, gibt’s in dem Laden aber keinerlei Servietten. Ausserdem bröselt der Fisch auseinander, sobald man ihn hochhebt. Dann hilft aber auch das Gäbelchen nichts mehr. Eben ein Erlebnis der besonderen Art.

Der Whisky ist natürlich einer der Hauptgründe nach Schottland zu fahren. Denn hier schmeckt er einfach am besten.

Wasser
2012 hatte ich mittels eines Adapters von Zefal eine zweite 1-Liter-Flasche am Unterrohr befestigt und mit einem Spanngurten zusätzlich gesichert. Der Adapter wurde mit Kabelbindern verstärkt.
Seit 2017 fahre ich mit einer 1,5L Trinkblase von Widepac.
Auf Wasserentkeimungstabletten habe ich verzichtet. Wie in den Alpen kann man in den entlegenen Gebieten, bzw. wenn weit und breit keine Schafe oder sonstiges Viehzeug zu sehen sind, relativ unbesorgt aus Bächen, Flüssen und Lochs trinken. Ich habe alle drei Möglichkeiten unbeschadet überstanden. Trotzdem habe ich mir mittlerweile einen Sawyer Mini Wasserfilter besorgt und am Trinkschlauch der Trinkblase installiert.

Medikamente
Deuter First Aid Kit. Hinzu kamen Hydrokolloidpflaster, verschiedene Schmerztabletten (Diclo, Paracetamol, Ibuprofen), Antisept-Lösung (Octenisept) und Diclo-Schmerzgel. Jeweils in geringen Mengen abgefüllt.
Eventuell Calcium und Magnesium.
Ausserdem einen tennisballgroßen Styropor-Faszienball, der mir schon sehr hilfreich war.

Mückenmittel
Es hält sich hartnäckig die Legende, daß mitteleuropäische Mittel wie Autan gegen die schottischen Midges nichts nutzen. Ich habe 2012 trotzdem Anti Brumm forte mitgenommen. Dass es gar nichts hilft kann ich nun nicht sagen, aber zumindest nutzt es weniger, als ich bei Deet als Wirkstoff erwartet habe. Auf Skye habe ich mir dann in einer Apotheke Avon Skin-so-soft gekauft, eigentlich ein Feuchtigkeitsspray, was aber angeblich am besten gegen die Midges hilft. Es wird angeblich sogar vom schottischen Militär benutzt, womit die Royal Scottish Army die bestriechende und zarthäutigste Streitmacht der Welt sein dürfte. Der Vorteil, selbst nach mehreren Tagen ohne Dusche ohne Bedenken in eine Bar gehen zu können, spricht für das Zeug, obwohl ich von seiner Wirksamkeit gegen Midges nicht hundertprozent überzeugt bin. Zumindest unmittelbar nach dem Auftragen scheint es die Mücken eher anzuziehen. Allerdings lassen sie sich nicht zum Stechen nieder, aber das Gesurre um die Nase nervt schon gewaltig.
Mittlerweile wird vor allem Smidge empfohlen. Die haben sogar eine Midges-Forecast-Seite.
2017 hatte ich Autan Active dabei. Hat den gleichen Wirkstoff wie Smidge (Icaridin 20%) und wirkt gut.
Für abends am Zelt ist ein Kopf-Mückennetz sinnvoll. Hier sollte man darauf achten, dass die Maschen eng genug sind für die winzigen Kriebelmücken
In den Cairngorms hatte ich keine Probleme, da ich genau „after the snow and before the midges“ unterwegs war.

Wasch- und Pflegemittel
Auch hier alles in kleinen Portionen: Travel-Seife (Fibertec, Sea to Summit…), Zahnpasta, Sonnencreme, Sitzcreme (für tagsüber), Panthenol-Creme (für nachts zur Sitzbereich-Erholung), Zink-Creme (für aufgeschürfte Stellen).
Microfaser-Travel-Handtuch, zwei kleine Lappen, ein paar Blatt Klopapier im Zipplock-Beutel und einige einzeln verpackte Feuchttücher.

Rucksack
2012: Deuter Alpine (30 liter).
Seit 2017: Deuter Race-X (12 liter). Darin nur die Trinkblase, Tagesverpflegung, Kochgeschirr, Arm-/Beinlinge und Regensachen.

Werkzeug
Tja, man ist teilweise 20km von der nächsten Strasse oder Ansiedlung und hunderte km vom nächsten Bikeshop entfernt, da muss halt mehr mit als bei einem einfachen Tagestrip. Muß jeder selbst entscheiden. ……….

Werkzeug für Tour 2017

Kleidung
Wirklich nur das allernötigste, also:

  • Eine einzige! Garnitur kurze Radklamotten inklusive Unterhemd
  • Knielinge und Armlinge
  • Windjacke oder leichte Regenjacke (Löffler GTX Active Shell Vario). Windschutz ist wichtiger als Regenschutz. Man muss sich einfach drauf einstellen regelmäßig nass zu sein und durch Bewegung warm zu bleiben.
  • Kurze Regenhose (Vaude) oder mittlerweile die Gore Alp-X Pro. Die habe ich auch über die 3/4 Unterhose gezogen, wenn ich abends nach dem Duschen in eine Bar bin.
  • Merino-Sportsocken (CEP). Wasserdichte Seal-Skinz-Socken kann ich nicht empfehlen
  • Dünne, einigermassen winddichte Langfinger-Handschuhe (Giro oder Endura)
  • Helmmütze (Endura)
  • Helm
  • Schuhe
    2012: Shimano MT91 und Wasserschuhe von Decathlon
    2017: Shimano SH-M089
    2019: Giro Terraduro
    Aktuell: Northwave Spider 2 Plus
    Auf dem HTR550 oder in den Cairngorms durchquert man dermaßen viele Bäche, dass man Schuhwechsel vergessen kann. Man hat einfach ab dem ersten bis zum letzten Tag immer nasse Füße, also sollte man auf Goretex verzichten und stattdessen Schuhe wählen, aus denen das Wasser gut abfließen kann. Sie sollten für lange Hike-Passagen geeignet sein und ein einigermaßen gutes Profil haben.
    Keine Ersatzschuhe. Abends in die Kneipe kann man auch mit den nassen.

  • Für abends und nachts:
  • dünne Merino-Socken (Seal Skinz)
  • 3/4 Merino Unterhose (super-natural)
  • Merino Langarmshirt (Löffler)
  • Primaloft Steppjacke (Löffler)
  • Buff
  • Das war’s.

    Elektronik

  • GPS zum Navigieren: Garmin Edge 705, mittlerweile Edge 1000
  • GPS Notfallsender: Spot Gen3. Da der Spot nicht über das Handynetz, sondern via Satellit arbeitet, kann die Position zuverlässig alle 10 Minuten übermittelt werden. Dadurch kann ich meine Route auf einer Live-Tracking-Webseite darstellen und vor allem kann ich in einem Notfall um Hilfe rufen. Dabei kann aber keine Nachricht mitgesendet werden, sondern nur ein allgemeines S.O.S. Das sollte man also nicht nutzen, wenn man nur Zahnweh hat.
  • Telefon:
    2012: Outdoor Handy Samsung B2100, nur bei Bedarf angeschaltet. Netz gibt es sowieso nur in Sichtweite der Ortschaften (wenn überhaupt).
    2017: Samsung X-Cover 3. Freies W-Lan gibt es in jedem Hotel und Laden. Osmand-App mit den GPS-Tracks als Backup.
    2022: Samsung S10e
  • Ein UK-Ladeadapter mit 2 USB-Anschlüssen und kurze Ladekabel. Am häufigsten war das Laden natürlich beim Garmin nötig und nicht immer habe ich dazu eine Möglichkeit gefunden.
  • Powerbank mit 6700mAh
  • Helmlampe Lupine Piko. 2 Adapter, um den Akku als Powerbank zu nutzen oder mit USB-Lader zu laden.
  • Stirnlampe Petzl Tikina 2
  • Sonstiges
    kleines Schreibheft als Tagebuch, Bleistift, Trillerpfeife

    Gesamtgewicht des Bikes mit Gepäck zu Beginn der Tour 2012: ca. 22 kg. Zusätzlich Rucksack ca. 7 kg.
    Ich weiß, ziemlich viel. Aber ich wusste eben nicht, was auf mich zukommt und hab daher lieber etwas mehr mitgenommen. Unterwegs habe ich ein Paket von 2,5kg mit nicht benötigten Sachen per Post nach Hause geschickt.
    2017 wog das Bike 21,5kg und der Rucksack 1,5 (zzgl Trinkblase und Verpflegung)

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