Tag 12 – Do. 31. Mai 2012
Ullapool – Suileag
61km – 874hm – 4,75h Fahrzeit
Ullapool (oder Ullapulla, wie Kiki, die alte Vikingerin, es nennt), ist mit seinen 1500 Einwohnern so was wie eine Metropole von Ross-Shire. Hier landeten Heidi, Kiki und ich 1995 mit der Fähre von Harris an und fuhren am nächsten Tag weiter Richtung Durness. Nachdem wir schon 3 Wochen unterwegs waren, erwischte mich an dem Tag der Lagerkoller und ich brauchte Zeit für mich alleine. Während also die Mädels weiter die direkte Route nach unserem Etappenziel Scourie nahmen, bog ich spontan Richtung Westen ab, um eine Schleife über Lochinver zu fahren. Und dabei fand ich meine Traumstraße, in meinen Augen die beste der ganzen damaligen Tour und das Assynt ist seitdem eine meiner Lieblingsregionen der Highlands. Allerdings waren die 105km bei 1500hm mit einem 30kg schweren Bike auch die heftigste Etappe und als ich schließlich 4 Stunden nach meinen Begleiterinnen in Scourie eintraf war ich fix und fertig, aber wieder vollkommen entkollert, während die Mädels etwas angesäuert waren, da sie so lange auf das Essen und das Zelt warten mussten, welches ich mitgeschleppt hatte….
Dieser Route will ich heute bis Lochinver folgen, auf 13FMs und diesmal auch meinen eigenen Spuren.
Ein bißchen Offroad soll aber auch heute sein und so verlasse ich 3km nach Ullapulla die A835 auf einen Landrover-Track Richtung Loch Dubh (ein häufig benutzter Name bei Lochs. Dubh bedeutet „schwarz“, also ein schwarzes Loch). Unterwegs fällt mir ein, daß ja morgen mein letzter Tag ist und ich den Bus mit Radtransport nach Inverness buchen muß. Also steige ich auf einen Hügel, wo ich gerade so noch einen Balken Netzempfang bekomme und vereinbare, morgen um 16.53 Uhr bei Skiag-Bridge am Straßenrand zu warten.
Kurz darauf ist Loch Dubh erreicht, ein Stausee, an dem der Track endet. Am anderen Ende, an der Staumauer, geht der Weg weiter und bis dorthin muß ich querfeldein. Da der Stausee Niedrigwasser hat, klettere ich entlang des freiliegenden Ufers (ein Vorgeschmack auf die Route entlang Loch ma Stac beim HTR).
Hinter dem Damm geht es auf schmaler Teerstraße weiter entlang des tiefer gelegenen, ursprünglichen Teils von Loch Dubh und in Serpentinen abwärts bis ich wieder auf die A835 treffe.
Nach 5,5km biege ich auf die Lochinver-Schleife ab. Nun liegen 33km traumhafte Single-Track-Road bis Lochinver vor mir. Und als erstes eröffnet sich der Blick auf den Stac Pollaidh.
Während ich das Foto mache, hält ein Auto an und der Fahrer, der ebenfalls ein Bild schießt, sagt mir, es lohne sich, den Berg zu besteigen, das sei nicht sehr schwierig.
Direkt unterhalb des Stac komme ich zu einem Parkplatz, wo der Einstieg beginnt. Bei dem Wetter ist die Besteigung offenbar sehr beliebt, denn es herrscht ein Kommen und Gehen. Na, dann mal los. Ich lege mein Rad etwas abseits ins Gebüsch und beginne meine erste Bergtour ohne Drahtesel. Der Pfad ist wirklich einfach, wenn auch recht steil, oft sind Felsen und Blöcke wie eine Treppe angeordnet, typisch Sandstein. Die 430 Höhenmeter sind in einer dreiviertel Stunde geschafft und ich stehe auf dem Sattel zwischen den beiden Gipfeln.
(Bilbo Baggins)
Und hier mal das Ganze aus der Vogelperspektive
Kleiner Einschub: Was bedeutet eigentlich der Titel dieses Tourkapitels?
„Of a‘ the airts“ ist sprachlich gesehen „late middle-english“, genauer gesagt „scots“ und bedeutet „Aus allen Himmelsrichtungen“. Es ist der Titel eines Gedichtes des schottischen Schriftstellers Robert Burns, eine Liebeserklärung an seine Frau Jean, geschrieben 1788. Es wurde von der Band Ceolbeg vertont und irgendwie passt es gut zu den folgenden Bildern.
Suilven von Suileag Bothy aus
Die Singletrack-Road nach Lochinver schlängelt sich in einem stetigen Auf und Ab durch die küstennahe Hügellandschaft mit knorrigen Moorbirkenwäldchen, Kühen und Schafen auf der Straße, entlang unzähliger Lochs und Meeresbuchten. Es ist genau so traumhaft, wie ich es in Erinnerung hatte.
In Lochinver fahre ich zum Hafen und kehre in die Bar des Culag Hotels ein. Hier gönne ich mir natürlich ein Fischgericht und ausnahmsweise ein, zwei Pints. Die Bar ist bevölkert von italienischen Seeleuten und die kneipentypische Unruhe läßt mich bald wieder aufbrechen.
Es geht nach Osten Richtung Suilven, die ersten 3km auf Teer, dann weiter auf Landrover-Track. Nur an einigen steilen Passagen mit grobem Geröll muß ich schieben, sonst rollt es gut. Mein Ziel ist die Suileag Bothy, aber irgendwann merke ich an dem GPS-Track, dass ich wohl die Zufahrt verpasst habe. Gerade will ich umkehren, da kommt mir ein Wanderer entgegen, mit Angel und frischen Fischen über der Schulter. Martin, ein Namensvetter, wohnt schon seit einigen Tagen in der Bothy und verbringt jeden Tag an einem anderen Loch mit Fischen. Absolutely relaxing.
Ich fahre voraus, genauer gesagt zurück, finde die Zufahrt zur Bothy und schon bald trifft auch Martin ein. Die Bothy hat zwei Räume und während ich in dem einen mein Lager bereite, bereitet er im anderen seine Fische zu.
Es dämmert und ich spekuliere auf einen Sonnenuntergang, also steige ich nebenan auf einen der hohen Hügel mit Blick auf den Suilven im Südosten und dem Meer im Westen. Aber am Horizont hängen Wolken und so wird das wohl nichts. Da der Wind auffrischt, steige ich wieder herunter und als ich gerade an der Bothy ankomme, bricht die Sonne doch noch durch und der Suilven ….. glüht.
Wenn das mal keine Einladung ist. See you tomorrow.
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