Tag 13 – Fr. 1. Juni 2012
Suilven – Skiag Bridge
34,8km – 822hm
Martin erklärt mir, daß der Aufstieg zum Suilven in der Mitte der beiden Gipfel liegt. Bis zum Pfad, der dorthin führt, muß ich 3 km den Landrover-Track entlang. Stattdessen komme ich auf die Idee, den direkten Weg querfeldein zu gehen. Eine dumme Idee, denn das Gelände ist sumpfig, mit steilen Hügeln, Wasserläufen und mehreren kleineren Lochs, so daß ich fast eine Stunde brauche, bis ich kurz vor dem Fuß des Berges auf den richtigen Pfad treffe.
Der Aufstieg verläuft teils in engen Serpentinen, teils auf Blöcken wie auf einer Treppe 210 Höhenmeter steil nach oben. Es ist mehr klettern als wandern, nach knapp 30 Minuten bin ich oben.
Während ich die Aussicht genieße, kann man sich zwei Videos anschauen.
Als ich mich an den Abstieg mache, kommt mir der Fischer-Martin entgegen. Heute morgen hatte er den Aufstieg noch nicht vor, aber bei dem Wetter….und auch mit relaxed auf Lochs starren ist irgendwann mal gut. Ich verabschiede mich und unten angekommen nehme ich jetzt den richtigen Pfad und eine Stunde später breche ich zurück nach Lochinver auf.
Im Visitor-Center von Lochinver kaufe ich Stoff-Cattles für meine Nichten und Enkel, dann suche ich ein Restaurant für ein Mittagessen. Spontan wähle ich das Lochinver Larder, das ausschließlich Pies in allen Variationen anbietet, süß oder herzhaft. Erst durch die späteren Berichte zum HTR erfahre ich, daß dieser Laden über die Grenzen berühmt ist und sogar weltweit per Post verschickt. Was soll ich sagen, ist OK, oder wie der Becker Heinz sahn däät: Is emohl ebbes anneres.
Und jetzt…..
Das Lied ist aus dem Film „Local Hero“ von 1983, den ich damals im Kino gesehen habe und der gleich zwei Leidenschaften in mir geweckt hat: zum einen für den Komponisten, ein Typ namens Mark Knopfler, und zum anderen für die Location, ein Land namens Schottland.
Ab Lochinver geht die Traumschleife auf Singletrack-Road weiter nach Norden, ich nehme aber die A837 nach Osten. Für Highland-Verhältnisse ist das eine Autobahn, aber wegen des geringen Verkehrs gemütlich zu fahren. Sie verläuft in sanften Wellen auf das Quinag-Massiv zu und dann komplett an Loch Assynt entlang.
An der Skiag-Bridge zweigt die A894 nach Durness ab. Bis zur Ankunft des Busses bleiben mir noch 1,5 Stunden und so fahre ich noch ein Stück weiter und erkunde die auf einer Halbinsel gelegene, düstere Ruine von Ardvreck Castle.
Ein paar hundert Meter vor Skiag-Bridge warte ich in einer Parkbucht auf den Bus. Schließlich kommt ein 20-Sitzer mit flachem Anhänger, das muss er sein, von Durness her auf Skiag-Bridge zu…..und biegt nach Lochinver ab. Hä? Der wird doch wohl nicht die Route nehmen, die ich gestern gekommen bin? Dann bin ich aber in der Bredouille. Zum Glück habe ich mir eine Kopie des Fahrplans in meine Kladde geklebt und stelle erleichtert fest, dass er von Lochinver wieder nach hier zurückkommt. Die Küstenroute wäre mit Anhänger auch nur schwer fahrbar. Eine halbe Stunde später winke ich den Bus ran, der Fahrer befestigt mein Rad auf dem Anhänger und fegt mit einem Affenzahn los. Den übrigen Fahrgästen, vermutlich die hiesige Sektion der Landfrauenvereinigung, gefällt offenbar der ungestüme Fahrstil des jungen Fahrers (oder aber dieser selbst) denn es herrscht ein reges Geschnatter. (Um nicht einer genderdiskriminierenden Ausdrucksweise bezichtigt zu werden sei gesagt, dass auch der Fahrer und ein weiterer Fahrgast daran beteiligt waren). Ich schaue wiederholt besorgt nach hinten, aber das Rad ist erstaunlicherweise noch da. Der Bus macht in Ullapulla eine halbe Stunde Pause und auf dem Weg nach Inverness lasse ich die letzten 13 Tage noch einmal an mir vorüberziehen.
The birth-place of Valour, the country of Worth;
Wherever I wander, wherever I rove,
The hills of the Highlands for ever I love.
Robert Burns
Am Ende von Loch Broom werfe ich einen letzten Blick zurück auf’s Meer und bin mir sicher……..
Vielen Dank für den wunderbaren Bericht. Ich komme gerade von einer Schottlandreise mit dem Auto zurück und träume von einer Durchquerung mit dem Bike im kommenden Jahr. Dein Bericht hat mich so motiviert, dass ich in die konkrete Planung einsteige.
Viele Grüße aus Franken
Toller Bericht, tolles Land… wir waren 2018 auch mit den bikes auf dem west & east Highlandway unterwegs… und wir wollen wieder hin 🙂
LG aus Oberbayern